21.01.2010

Unvermögen reloaded

»Laß' dein Haar in Ruhe!«
»Dann gib' mir eine Zigarette ...«
A. rupft sich immer wieder ein paar dünne Strähnen aus, während ihr Blick in der Leere herumsucht. Profis nennen das »Trichotillomanie«, den Zwang, sich die Haare auszureißen. Ich nenne das – um Souveränität vorzutäuschen – nervig, weil ich das Produkt dieser Macke entsorgen darf. An die Substanz geht es nicht, aber ein Rest von Verantwortungsgefühl und eine riesige Portion Hilflosigkeit diktieren mir, mehr oder weniger energisch einzuschreiten.

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Die Weiße Stimme des Blues / 21:25 / Link / Zwischenruf / Trackback

17.04.2009

Speed

Ein Dodge Barracuda ist tatsächlich ungefähr so, wie der Name im Geist vorbeisaust. Alles an und in ihm versöhnt sich mit gutgelaunter Aggression und zorniger Jugend, ein Fahrzeug, das lautere, männliche Moral ausstrahlt und die Lust an Kraftproben dem Zugriff jeglicher pädagogischer Anstrengung entzieht. Ätsch. Ein Auto, das authentischer röhrt als jeder Hirsch und unbequemer ist als ein durchschnittlicher Aufenthalt auf der Intensivstation. Man mag besorgt sein, daß es jemals entwickelt wurde. Man kann sich auch über Bio-Tee freuen. Frauen halten nichts vom Barracuda, es sei denn, der richtige Kerl sitzt am Steuer. Es ist eben nicht einfach.

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Die Weiße Stimme des Blues / 00:27 / Reportagen vom Ende der Welt / Link / Zwischenruf / Trackback

08.04.2009

Altes und junges Gemüse oder: Nordkorea ist überall

Es gehört dazu, sich im Verbrauchermarkt sehr klein zu fühlen. Trotzdem ist der Kunde angeblich König, davon zeugen nicht nur Sonder- und Zweitplatzierungen, auch die Parkhäuser verströmen das Flair betonierter Großzügigkeit, mit der man eigentlich gar nichts anfangen kann. Wer sich genau umsieht, wird das Fehlen von Schatten bemerken, da alles gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Manchmal hat man Glück und der Boden glänzt noch von der letzten Reinigung, aber meistens lungert die Routine von Schnelldrehern und Handelsmarken zwischen den Regalreihen herum. Heitere Ausnahmen sind auch am Boden zerschmetterte Marmeladengläser, die beim Vorübergehen schnelle Geschichten von genervten Müttern und ihren Kleinkindern erzählen, oder Greisen, die nicht mehr richtig greifen können, oder sich streitenden Paaren, die die Welt der Waren um sich herum für den Augenblick des Zorns kurz vergessen haben. Davon abgesehen kann man sich hier sicher fühlen. Oder eben fast.

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Die Weiße Stimme des Blues / 22:26 / Reportagen vom Ende der Welt / Link / 1 Zwischenruf / Trackback

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